Aufforderung
Sie sind weiß, heterosexuell und deutsche*r Staatsbürger*in? Vermutlich genießen
Sie einige Privilegien, die Ihnen so gar nicht bewusst sind. Nutzen Sie die Auswahl
an Artikeln, um sich mit ihrem Weißsein und den damit verbundenen Privilegien
auseinander zu setzen.
Weißsein ist ein Privileg!
Weißsein ist mehr als eine Hautfarbe, denn weiß zu sein bedeutet eine bestimmte
Stellung innerhalb einer Gesellschaft zu genießen. Die kritische Weißseinsforschung
beschäftigt sich eingehend mit dieser “Sonderrolle” und verweist: Wer diese leugnet,
unterstützt die strukturelle Benachteiligung und nutzt ethnische Merkmale als
Beurteilungswerkzeug. Die Journalistin Milly Hatt gibt einen Einblick in die Critical
Whitness-Forschung, lässt Forschende zu Wort kommen und gibt jenen eine
Stimme, für die Privilegien nicht zur Norm gehören.
„[W]eiße Menschen [sind] es gewohnt, sich nur als Mensch zu identifizieren und Weißsein unsichtbar zu machen. Aber es gibt keine machtvollere Position, als sich nur als Mensch zu sehen und die Norm zu bestimmen.“
– Grada Kilomba, Professorin für Postcolonial Studies an der Berliner Humboldt-Universität
Habe den Mut,
die Norm zu hinterfragen!
Welche Privilegien genießen Sie? Die Herkunft, zum Beispiel ein wohlhabendes
Elternhaus und das meist hieraus resultierende hohe Bildungsniveau, eine sexuelle
Orientierung, die gesellschaftlich akzeptiert wird, sind Vorteile, die manche
Menschen mit ihrer Geburt mitbekommen haben. Sich diesen bewusst zu werden, ist
ein erster Schritt soziale Ungerechtigkeit zu erkennen und kritisch zu hinterfragen.
In einem Feature des Deutschlandfunks suchen die Journalisten Pia
Rauschenberger und Trang Thu Tran nach biologischen Privilegien, der
gesellschaftlichen Norm und was es bedeutet, aus dem Raster zu fallen.
Aber ich bin doch nicht rassistisch!
Sie sind der Überzeugung, nicht rassistisch zu sein? Die Soziologin Robin DiAngelo
wird Sie eines besseren belehren. Ihr Standpunkt ist kontrovers und wird Ihnen
vermutlich nicht gefallen. Ihre These: Weiße nähren unterbewusst den Rassismus,
um sich nicht mit ihrem eigenen Weißsein nicht auseinandersetzen zu müssen. Ein
Fehler. Ein Interview über Selbstreflexion und ein Aufeinanderzugehen, um
Rassismus zu unterbinden.
Am 22. Februar 2014 veröffentlichte die Kolumnistin und Schriftstellerin Reni Eddo-Lodge einen Post auf ihrem Blog: Why I ´m no longer talking to white people about race.
Mit der Flut an internationalen Reaktionen, die sie dadurch auslöste, hatte sie niemals gerechnet.
Weiß, heterosexuell, rassistisch
Robin DiAngelos knallharte Annahme: Weiße Menschen sind von Grund auf
rassistisch, da sie in einem rassistischen System groß geworden und in einem
Konstrukt aus gesellschaftlichen Normen und Regeln gefangen sind. Doch die
Proteste in den USA zeigen, dass sich die Welt langsam verändert. Ein spannendes
Interview von Spiegel-Journalist Ralf Neukirch.
Baue deine Vorurteile ab!
Jeder hat sie: Unbewusste Vorurteile gegenüber anderen Menschen und Kulturen,
gegenüber deren Denkweisen und Lebensarten. Nun zeigen aktuelle Forschungen,
dass jene unbewussten Vorurteile durch biologische Prozesse in unserem Gehirn
verstärkt werden.
Denn: “Unser Gehirn ist äußerst effizient – und um Ressourcen zu schonen, nutzt es
gewisse Muster. Es filtert wesentliche Merkmale aus einer Wahrnehmung und
vergleicht es mit bereits Gespeicherten und Erlernten. Der Rest wird nicht bearbeitet.
Aus diesem Prozess resultiert aber auch seine Fehleranfälligkeit.”
Was also tun? Auf der Plattform Anti-Bias können Sie verstehen lernen, wie
unbewusste Vorurteile entstehen und wie mit diesen bewusster umgegangen werden
kann.
Reflektieren - Debattieren - Verändern
Sich kritisch mit dem eigenen Weißsein zu beschäftigen, ist ein erster Schritt
strukturelle Benachteiligung zu erkennen und zu unterbinden. Wir haben für Sie
einige Sachbücher und Essays gesammelt, mit denen Sie noch tiefer in die Materie
einsteigen können.
Der Klassiker von Robin DiAngelo
Deutlich und eindringlich. Lebenserfahrungen der Journalistin Alice Hasters
In der Debatte wird Anti-asiatischer Rassismus oft ausgeklammert.
In diesem persönlichen Buch verhandelt Hami Nguyen ihre eigene Lebensgeschichte.
John McWhorter´s Kritik am Antirassismus
"Dieses Buch setzt neu an, findet eine andere, eine entschleunigte Form der Auseinandersetzung: In 21 Briefen gehen die Beitragenden mit ihrem Gegenüber intensive Zwiegespräche über ihr Dasein in der deutschen Gesellschaft ein – mal tastend, mal vehement, sich erinnernd, immer suchend."
Und in den sozialen Netzwerken?
Und in den sozialen Netzwerken? Wer beschäftigt sich dort mit den Fragen:
Kritisches Weißsein und White Privilege?